Die Beschäftigung mit Videospielen hat in Leipzig eine verhältnismäßig lange Geschichte: Sie reicht etwa von der 2002 bis 2008 hier ansässigen Games Convention über das erste Symphonische Spielekonzert außerhalb Japans (2003 im Gewandhaus) bis zur Konferenz Replaying Japan, die, organisiert von Martin Roth, im Sommer 2016 an der Universität Leipzig stattfand. Alljährlich wird zudem von René Meyer an der HTWK die Lange Nacht der Computerspiele ausgerichtet. René Meyer und Martin Roth betreuen beide umfangreiche Sammlungen von Spielen, im einen Fall mit generalistischem Anspruch, im anderen fokussiert auf japanische Titel.
An der HMT fand Anfang Dezember 2016 ein zweitägiges Symposion statt, das zugleich die erste öffentliche Veranstaltung des Zentrums für Musikwissenschaft darstellte. Die Tagung war zum einen von einem interdisziplinären Ansatz geprägt, zum anderen von der Partizipation der Studierenden getragen: Sie war zugleich Bestandteil eines Hauptseminars Musik im Computerspiel, in dessen Rahmen sich Studierende der Musikwissenschaft (aus beiden Teil-Instituten des Zentrums) und der Musikpädagogik mit theoretischen Ansätzen der Spieleforschung ebenso wie mit Fallstudien zur Musik in Spielen wie Shadow of the Colossus oder aus den Reihen Civilization und Final Fantasy beschäftigt hatten. Im Symposion waren dann auswärtige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Philosophie, Kunstgeschichte, Japanologie, Amerikanistik, Theaterwissenschaft, Literaturwissenschaft, Dramaturgie, Musikwissenschaft und Musiktheorie ebenso vertreten wie eine Komponistin, eine Regisseurin und ein Sammler. Zusätzlich zu einigen ›Newcomern‹ waren hochkarätige Experten der Spieleforschung vor Ort, die ihre neuesten Ergebnisse zur Diskussion stellten. An zwei Tagen untersuchten sie Themen, die beispielsweise von Überlegungen zum Kunstcharakter von Computerspielen über Reflexionen zur historischen Authentizität und Geschichtskonstruktion in Piratenspielen bis zu Schnittpunkten mit der Populärkultur, der Politik und dem zeitgenössischen Theater reichten. Auch hier waren Studierende beteiligt: Einige hielten Vorträge im Rahmen der regulären Sektionen, andere moderierten die Tagung und wieder andere gaben in einem frühabendlichen Poster Slam einen Überblick über die Musik in den Spielen der US-amerikanischen Firma Lucasfilm Games bzw. LucasArts in den 1990er Jahren. René Meyer, Kurator der Sammlung im Haus der Computerspiele, steuerte dazu aus seiner immensen Sammlung Exponate für eine flankierende Vitrinenausstellung bei.
Es ist hier nicht der Platz, um auf die Ergebnisse der Tagung einzugehen, zumal deren Publikation in Vorbereitung ist. Festzuhalten bleibt zum einen das enorme Interesse an diesem Thema. Der Hörsaal der Musikwissenschaft war bis auf den letzten Platz (und darüber hinaus) gefüllt – sogar am frühen Samstagvormittag. Im Publikum saßen sowohl Lehrende und Studierende des Hauses als auch Nicht-Hochschulangehörige: Offenbar ist dies ein Thema, das vielen gleichsam unter den Nägeln brennt und mit dem man sich reflektierend beschäftigen möchte. Und zum anderen war die Qualität der Vorträge bemerkenswert hoch: Es zeigte sich, wie viel Grundlegendes hierzu noch zu sagen ist, mit welchem wissenschaftlichen Engagement und welcher Ernsthaftigkeit dies vonstattenging und wie wesentlich gerade eine interdisziplinäre Sichtweise den Blick auf die aktuelle Videospielkultur zu schärfen vermag. So blieb als Fazit bei allen der Wunsch bestehen, dass dies an der Hochschule nicht die letzte Veranstaltung zu diesem Thema der musikalischen und kulturellen Gegenwart geblieben sei.
Freitag, 2. Dezember 2016
Samstag, 3. Dezember 2016
Die Vortragstitel und Abstracts können Sie auch als PDF herunterladen:
Noch Fragen? Dann kontaktieren Sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter per Mail:
musikwissenschaft@hmt-leipzig.de
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