05. - 07. Juli 2010
Robert Levin behandelte vor allem Kammermusik sowie Kadenzen zu Mozarts Klavierkonzerten.
Dabei zeigte er Wege zur rein improvisierten Gestaltung dieser anhand seines eigenen Spiels.
Der amerikanische Pianist Robert Levin konzertiert in Europa, Nord-und Südamerika, Australien und in Asien, in Soloabenden, als Kammermusiker und mit Orchester, darunter jenen von Atlanta, BBC, Berlin, Birmingham, Boston, Chicago, Cleveland, Detroit, La Scala, Los Angeles, Montreal, Philadelphia, Toronto und Wien u. a. unter Semyon Bychkov, James Conlon, Bernard Haitink, Sir Charles Mackerras, Sir Neville Marriner, Seiji Ozawa, Sir Simon Rattle und Esa-Pekka Salonen auf modernem Konzertflügel sowie mit der Academy of Ancient Music, La Chambre Philharmonique, den English Baroque Soloists, dem Orchestra of the Age of Enlightenment und dem Orchestre Révolutionnaire et Romantique unter Sir John Eliot Gardiner, Christopher Hogwood, Emmanuel Krivine, Nicholas McGegan und Sir Roger Norrington auf historischen Instrumenten. Er ist regelmäßig in den Festspielen von Sarasota, Oregon Bach, Tanglewood, Ravinia, Hollywood, Bremen und der Salzburger Mozartwoche tätig. Als Kammermusiker bestreitet er ein langjähriges Duo mit der Bratschistin Kim Kashkashian und tritt oft mit seiner Frau, der Pianistin Ya-Fei Chuang, auf. Seit 2007 ist er Künstlerischer Direktor des Sarasota Music Festivals, wo er seit 1979 mitwirkt. Seine Wiederbelebung der Praxis der improvisierten Kadenzen und Verzierungen in der Wiener Klassik ist weltweit anerkannt. Schallplattenaufnahmen sind u. a. bei den Firmen Archiv, Bridge, CRI, Decca/Oiseau-Lyre, Deutsche Grammophon, Deutsche Harmonia Mundi, ECM, Hänssler Classic, Hyperion, Klavierfestival Ruhr, New York Philomusica, Philips und SONY Classical erschienen, darunter Gesamteinspielungen der Klavierkonzerte von Mozart mit Christopher Hogwood und The Academy of Ancient Music (Decca/Oiseau-Lyre) und von Beethoven mit John Eliot Gardiner und dem Orchestre Révolutionnaire et Romantique (DG Archiv). Zum Bachjahr 2000 erschienen bei Hänssler Classics Einspielungen der sämtlichen Cembalokonzerte mit Helmuth Rilling, des Wohltemperierten Klaviers (auf fünf verschiedenen Instrumenten) und der Englischen Suiten (auf Steinway) im Rahmen der Edition Bachakademie, die das Gesamtwerk des Leipziger Thomaskantors auf 172 CDs umfaßt. Ein leidenschaftlicher Verfechter der neuen Musik, Robert Levin hat zahlreiche Aufträge und Uraufführungen bestritten, darunter Paysage au clair de lune von Denissow, Veils (2001) von Joshua Feinberg, die 2. Klaviersonate von John Haribson (2003), das Klavierkonzert Chiavi in mano von Yehudi Wyner (2005, Pulitzer-Preis 2006), die Préludes von Bernard Rands (2007), das Klavierkonzert von Thomas Oboe Lee (2007) und Träume von Hans Peter Türk (2014). 2010 erschien bei ECM seine Gesamteinspielung des Klavierwerkes von Henri Dutilleux (Stern des Monats bei Fono Forum). 2014 erschien bei Bridge Records seine Einspielung von Bernard Rands‘ Preludes und sein 1. Impromptu und Espressione IV für zwei Klaviere mit Urusula Oppens, sowie das Gesamtwerk für Klavier und Cello von Beethoven auf historischen Instrumenten mit Steven Isserlis.
Robert Levin studierte zunächst Klavier bei Louis Martin und Komposition bei Stefan Wolpe in New York. Als Jugendlicher erhielt er bei Nadia Boulanger in Paris und Fontainebleau Unterricht. Zum Abschluß seiner Studien an der Harvard University wurde der Zwanzigjährige von Rudolf Serkin berufen, die Musiktheorie-Abteilung des Curtis Instituts Philadelphien zu leiten. Von 1972 bis 1986 hielte er eine Professur an der Staatlichen Universität New York/Purchase inne. Nach siebenjähriger Tätigkeit als Klavierprofessor an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg im Breisgau wurde Levin 1993 nach Harvard als Professor der Geisteswissenschaften berufen, wo er zwanzig Jahre tätig war. 1979 leitete er auf Bitte von Nadia Boulanger das Amerikanische Konservatorium in Fontainebleau, wo er bis 1983 als Professor wirkte. Er ist Präsident des Internationalen Johann-Sebastian-Bach Wettbewerbs und Mitgleid der American Academy of Arts and Sciences bzw. Ehrenmitgleid der American Academy of Arts and Letters.
Neben seiner Konzerttätigkeit ist Robert Levin Musiktheoretiker und Mozartforscher. Seine Ergänzungen zu unvollendeten Kompositionen Beethovens, Mozarts und Schuberts sind bei den Verlagen Bärenreiter, Breitkopf & Härtel, Carus, G. Henle, Peters und Wiener Urtext Edition veröffentlicht, auf Schallplatte eingespielt und weltweit aufgeführt worden. Seine Kadenzen zu Mozarts Konzerten für Violine wurden von Gidon Kremer mit Nikolaus Harnoncourt und den Wiener Philharmonikern aufgenommen und sind von Universal-Edition Wien veröffentlicht; Kadenzen zu den Bläserkonzerten von Mozart, zum Violinkonzert von Beethoven und zu Bratschenkonzerten von Hoffmeister und Stamitz sind bei G. Henle erschienen. Seine Rekonstruktion der Bläserkonzertante KV 297B wurde von den Wiener Philharmonikern innerhalb der Salzburger Mozartwoche uraufgeführt und mehrmals auf Schallplatte aufgenommen (Grand Prix du Disque). Die Uraufführung Levins Ergänzung des Requiems durch Helmuth Rilling im Rahmen des Europäischen Musikfestes Stuttgart 1991 wurde mit Ovationen empfangen, ist in mehreren Aufnahmen eingespielt und weltweit aufgeführt worden. Im Januar 2005 leitet Helmuth Rilling die Uraufführung von Levins Ergänzung der C-moll-Messe von Mozart–ein Auftrag der Carnegie Hall New York. Beide sind bei Carus veröffentlicht.