Laura de Weck
Szenencollage unter Verwendung von Texten
von René Pollesch und Elke Löwe
Wettbewerbsbeitrag für das Theatertreffen Deutschsprachiger Schauspielstudierender vom 23.06.2008 bis 28.06.2008 an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock
Die Szenencollage des 3. Jahrgangs wurde aus Arbeiten im 4. und 6. Semester für das Theatertreffen montiert. Vorspiel war am 24. April 2007 im Großen Probensaal der HMT Leipzig, die Wiederaufnahme am 17. Juni 2008 am Staatsschauspiel Dresden.
Aischa-Lina Löbbert, Charlotte Puder, Hanka Mark, Steffen Riekers,
Florian Beyer, Friedrich Rößiger, Thomas Hof
Leitung:
Olaf Hilliger und Ulf Manhenke
Klaus Witzeling (Dokumentation Theatertreffen):
Ich lebe in einem Zusammenbruchsraum, die Verelendung wird wegsimuliert«, erkennt schreiend eine der schrill gestylten Spielerinnen im Damen-Quartett auf Bürodrehstühlen. Eine andere schimpft im schönsten Pollesch-Jargon: »Scheiße, ich bin in einem Zoo gelandet.« Stimmt irgendwie: Drei kindisch mit Plastikbechern Ulk treibende Clowns hocken an der Rampe und repetieren die naiven Frage- und Antwortspiele der bekannten rosigen Hausschwein-Brüder Piggely und Frederick aus dem TV-»Sandmännchen«: »Was ist Fernweh?«
Ein wagemutiger Coup: Elke Loewes Schönfärberei der Welt im Märchentantenton und René Polleschs sarkastisch schonungslose Analyse der Wirklichkeit im Neokaptalismus prallen aufeinander. Die beiden Spielebenen und Textflächen spiegeln sich und kommentieren einander in diesem szenischen Essay. Erst schwärmt der große Bruder Frederick dem klei- nen Piggely von einem Land vor, »wo Milch und Honig fließen«, dann quasseln die von ihrer surrealen »Scheißarbeit« im »Online-Terror« frustrierten Sekretärinnen-Zombies über die Zustände in den »world wide web-slums«, dem globalen Dorf der Verlendung durch kumulative »Produktion von Reichtum«.
Erstmals hat Pollesch für diesen Versuch Texte freigegeben, ohne sie selbst zu inszenieren und ermöglichte so einen interessanten Vergleich zur eigenen Produktion mit der UdK. Denn die Leipziger wagten das Experiment, die Pollesch-Tiraden lebendig zu interpretieren, sie darstellerisch für sich zu entdecken, sie dramatisch umzusetzen und dem Zuschauer verständlich zu machen. Das ist ihnen in gewissem Sinne auch gelungen. Sie gaben ihr Bestes, bewiesen in ihren originellen Spielideen auch gutes Timing für Pointen und Witz. Doch Schauspiel-Techniken sind für Pollesch tabu. Denn er schreibt auch gegen die Zustände am Theater an. So entfremdete die erfrischend unbefangene Gruppe kühn den verbalen Meisterdiagnostiker negativer Entfremdung seinem Kunstcredo - nach dem Motto der positiven Clowns- maxime: »Das Leben ist scheiße schön!
Eine Inszenierung mit den Studentinnen und Studenten des Schauspielstudios Halle
nach Motiven von Chuck Palahniuk
Teilnahme am internationalen Theaterschulenfestival Istropolitana Project 2008 in Bratislava.
von Charlotte Roche