Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) fördert in den Jahren 2023 und 2024 im Rahmen des PaJaKo-Programms ein zweijähriges Austauschprogramm zum Thema »Game Music Cultures in Japan and Germany« am Institut für Musikwissenschaft der HMT Leipzig und an der Graduate School of Core Ethics and Frontier Sciences der Ritsumeikan University Kyoto (Japan). Neben Aufenthalten von Studierenden und Lehrenden im jeweiligen Partnerland sind in diesem Rahmen mehrere Workshops und Tagungen geplant.
Spiele sind ein wichtiger Bestandteil aller Kulturen. Spielmechaniken und -metaphern speichern grundlegende Weltsichten. Das betrifft auch die Musik, etwa in der Zahlenordnung der mittelalterlichen Rithmomachie, zu Konzepten musikalischer Form in Johann Philipp Kirnbergers Der allezeit fertige Polonoisen- und Menuettencomponist (1757), zur Musiktheorie in Anne Youngs Musical Games and Apparatus (1801) usw. Schon 1938 hat Johan Huizinga in seinem Buch Homo ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel auf weitere strukturelle Analogien von Musik und Spiel hingewiesen, die sich in vielen europäischen Sprachen in Ausdrücken wie »Klavier spielen«, »jouer de la flûte«, »play the violin«, »играть на кларнете« usw. manifestieren.
Das Projekt »Game Music Cultures in Japan and Germany« untersucht sowohl analoge Spiele (v. a. Brettspiele) als auch die seit den 1980er Jahren immer einflussreicheren digitalen Spiele (Computer- und Konsolenspiele) bezüglich der kulturellen Signifikanz der in ihnen thematisierten oder enthaltenen Musik. Dies geschieht im internationalen Austausch deutscher und japanischer Forscher:innen zur Spielemusik in diesen beiden Ländern. Zentral wird gefragt, ob und wie sich der Umgang mit der Musik im Spiel in Deutschland und Japan unterscheidet und welche gegenseitigen Beeinflussungen sich erkennen lassen.
Das Vorhaben gliedert sich in drei Teilprojekte:
Jedes Teilprojekt wird von einem Tandem aus je einem:r Teilnehmer:in aus Deutschland und aus Japan bearbeitet. Dabei soll überprüft werden, ob in allen drei Feldern sowohl nationalspezifische Besonderheiten als auch globale Trends wirksam sind. Ihr Zusammenspiel wird das Projekt exemplarisch untersuchen und fragen, wie sich diese Faktoren auf analoges und digitales Spiel verteilen. Das Projekt trägt insofern auch Bausteine zu einer kulturell verorteten Mediengeschichte des Spiels bei.
Aus Leipzig werden ab April 2023 Emyd Espinoza, Svenja Rademacher und Johannes Tunger für ein Semester nach Kyoto reisen.